Preisrichterbericht der Sonderschau unseres SV zur 106. Nationalen Bundessiegerschau
angeschlossen an der 128. Lipsia in Leipzig 2024
Für die Sonderschau unseres SV bei der Ermittlung der Bundessieger 2024
erhielt ich folgenden Bewertungsauftrag:
Steiger in schwarz (15,19), in weiß (11,11); in gelb (3,4), in blau mit schwarzen Binden (0,3) und
in isabell mit weißen Binden (8,9).
Die Steiger in rot (21,15) sollte der Preisrichterkollege Uwe Weiß bewerten, Obmann war Max Michl.
Leider waren nicht mehr Meldungen eingegangen, sodass einige Farbenschläge komplett fehlten
bzw. bei einigen Farbenschlägen ein repräsentativer Vergleich in der Form nicht gegeben war.
Am frühen Morgen haben wir uns unter den Preisrichtern gleich gemeinsam auf die
grundlegenden Ansichten hinsichtlich der Einschätzungen und Maßstäbe in den Kollektionen verständigt.
Schön war es, dass auch der Obmann frühzeitig vorbei schaute und uns mit Rat und Tat unterstützte, es war eine sehr angenehme Zusammenarbeit untereinander.
Sie war von sehr kollegialer Form und deutlich hoher Rassekenntnis geprägt.
Den Anfang meiner Tätigkeit stellte die große Gruppe der Schwarzen dar, 4 Züchter.
Diese war nicht nur zahlenmäßig recht stark, sondern zeugte zudem auch von qualitativ sehr hohem Zuchtstand. Bis auf wenige Ausnahmen präsentierten sich die Tiere
in prima Schaukondition und Rassequalität.
Bei den stabilen Täubern mit sehr ansprechenden Proportionen und Blaswerkspräsentation
konnten die Zuchtfreunde H. Benesch (1x v97, 1x hv96) und Jakob Frankerl (1x hv96) erreichen,
Herzlichen Glückwunsch.
Die Spitze bei den Täubinnen begeisterte in mustergültigem Wesen und eleganten Figuren, Jakob Frankerl (1x v97 Siegerband, 2x hv96) und H. Benesch (1x v97),
Gratulation!
Mit feinen Wünschen und nur bei sehr wenigen Tieren teils mit Mängeln wurden die nachfolgenden Abstufungen vorgenommen.
Die Wünsche stellten sich dar in: noch beständiger präsentierter Idealhaltung
(aufgerichtete Vorderpartie, abfallende Hinterpartie); noch intensiverer Augenrand, teils auch zarter;
noch idealerer Blaswerksausformung (gerade in betonter Oberkropfausdehnung),
dabei aber spielerisch beherrschtem Umgang mit dem Kropf; noch sicherer Stabilität im Stand;
geringfügig idealerer Proportionsverhältnisse der Vorderpartie
(etwas länger -Brustbeinlänge vor den Läufen/ Halslänge), Hinterpartie (Idee kürzer)]
sowie Schnabelfarbe reiner und etwas intensiverer Farbe (gerade in den Schwingen).
Wenn bei der Vorbereitung der Tiere auf die Schau mal etwas dazwischen kommt,
ist die volle Aufmerksamkeit des Züchters gefragt, dass ihm nicht in der Eile etwas „durchrutscht“,
so mussten mehr als 10 Handschwingen oder
mehr als 12 Schwanzfedern mit mangelhaft bewertet werden und erreichten den sg-Bereich nicht,
dazu aber am Ende mehr.
Bei den Weißen stellten leider nur 2 Zuchtfreunde ihre Tiere zur Konkurrenz,
Zuchtfreund G. Krieg (2x v97 darunter Lipsia-Band, 3x hv96), tolle Leistung.
Die Spitzentiere waren auf den Punkt vorbereitet und präsentierten sich mit beeindruckendem Wesen.
In diesem Farbenschlag ist es regelmäßig besonders schwer, angelehnt an die zuvor schon
genannten Wünsche.
Analog bei den Schwarzen, dass natürlich leichter auffällt, wenn z. B. der Augenrand nicht
intensivstes Feuer vermittelt oder die Federfertigkeit -wegen weicher Feder oder
nicht 100% abgeschlossenem Federwechsel- ein nicht vollständig rundes Bild ergibt.
Wesen und Blaswerksform haben kaum Anlass eines Wunsches für die Abstufung
im sg-Bereich gegeben.
Hier waren es eher die erwähnten Kleinigkeiten mit Blick auf die Proportionen (Hinterpartien nicht länger) und festere Feder- und Flügellage hier und da. Wichtig ist bei den Weißen
die sichere Standstabilität beizubehalten, bitte nicht zu sehr auf die Zehenspitzen,
bitte nicht grätschen und auch kein unsicheres Tippeln im Käfig.
Es gilt den Mittelweg zu finden und das temperamentvolle Wesen im Zaum zu halten,
ja zu kontrollieren.
Das gleiche betrifft das Spiel mit dem Blaswerk → Kontrolle ist das Gebot.
Drei schöne Blaue mit schwarzen Binden zeigte Jacob Frankerl,
wenngleich unterschiedlichen Typs in den Nuancen.
Eine eher zart Elegante, eine mit offensivem, massiven Blaswerk
und eine sehr Harmonische mit dem richtigen Maß von Allem, sie erzielte hv96!
Ein Wort noch zur Farbe an sich, bei deren Einschätzung der Preisrichter zu Diskussionen neigt.
Wenn die Palette vom Farbentauben reinen Blau bis zum eher rußig angehauchtem Blau vertreten ist, sollte Fingerspitzengefühl walten, weil der Zuchtstand in dieser Beziehung noch etwas zu ungefestigt ist.
Ein bekannter Maßen großes Stück Weg mit begeisterter Züchterarbeit ist noch bei
den seltenen Isabellen zu gehen, um zum Zuchtstand auf den Stufen der anderen Farbenschläge aufzuschließen.
Um so erfreulicher war die Präsentation der Zuchtfreunde Geisemeyer und Tischoff.
Einzelne Tier konnten bereits aus der Menge mit typhaften Figuren und
angebotenem Blaswerk herausstechen, in Abstimmung mit dem Obmann sogar
1x v97 für Wolfgang Tischoff, weiter so!
Es gilt diese erreichten Ziele in der Breite zu verfestigen:
klare Iris, Randfeuer, temperamentvolles Wesen und Blasfreude, korrekte Proportionen (gerade eine ordentliche Vorlänge) und eine gleichmäßigere Farbesowie definierte Zeichnungsabgrenzung.
Mein Preisrichterkollege Uwe Weiß konnte von 5 Züchtern die Roten begutachten.
Mit seiner Fachkenntnis und Fingerspitzengefühl ist ihm bei den Spitzentieren
in allen Zuchten der Nachweisdes ausgeglichenen Zuchtstandes sehr gut gelungen,
v97 für W. Wenzel und L. Remus sowie hv96 für L. Remus und F. Jeske.
Neben den zuvor beschriebenen Feinheiten der Klassifizierung der Rassemerkmale bei
den anderen Farbenschlägen (so auch hier) möchte ich bei den Roten doch auf eine Sache
noch einmal genauer hinweisen.
Gibt es eine Lösung oder auch nicht (?), dass die Federbeschaffenheit
in der Bindenfeder verbessert werden kann?
Viel diskutiert und erklärt, bleibt es dennoch das Zünglein an der Waage,
um zu den Höchstnoten zu gelangen.
Übergreifend möchte ich abschließend noch kurz und vorausschauend auf
die Aktualisierungen aus den Fachorganen und der AAB eingehen.
Schon in den letzten Jahren habe ich z. B. auf die Bedeutung der korrekten Handschwingenzahl,
sowie Schwanzfederzahl verwiesen und auch z. B. auf sicheren Bodenstand
und Blaswerksbeherrschung.
Sehr gern können wir uns dazu bei unseren nächsten Treffs austauschen,
denn es ist noch wichtiger geworden, wenn man auf die konkreten Vorgaben
an die Obleute und Preisrichter für die Bewertung schaut.
Insgesamt fasse ich zahlenmäßig ausbaufähige, aber eine qualitativ starke bis sehr starke Leistung unserer SV-Kollegen zusammen.
Wir können mit Freude und Stolz auf die Zuchtergebnisse und die erreichten Leistungen schauen.
Andreas Rambow
Sonderrichter